This is the end, beautiful friend, the end…

Das ist von den doors, ergänzte er. Seine Augen strahlten hell, freudig, kindlich. er beugte sich zu ihr runter. Sie lag ausgestreckt auf der durchgeranzten Matratze, direkt auf dem Fußboden wäre es auch nicht dreckiger und unbequemer gewesen. Kein Laken, nur ihre Unterwäsche trennte ihren Körper von der verlausten, speckigen Matte. Oder zumindest wenige Teile, die von der knappen Leibwäsche bedeckt waren.

Sie drückte sich in die ohnehin flache Matratze, von ihm weg. Er bemerkte ihre Ablehnung, schaute sie mit aufgesetzter Verwunderung an. Magst Du die doors nicht? fragte er unschuldig. Ein tolles Lied! Ich höre immer noch gerne mal die doors, obwohl ich heutzutage natürlich nicht mehr so viele Drogen nehme. Deshalb bin ich auch klar im Schädel! My mind is limber, wie der Dude sagt!

The Killer awoke before dawn, he put his boots on…

Siehst Du! rief er erfreut, es ist mir wieder eingefallen! He took a face from the ancient gallery… und ich wähle heute auch eines aus!

Er stand wieder gerade, war ein paar Schritte gegangen, ganz unwillkürlich. Er lief immer umher, wenn er sprach, ganz besonders beim telefonieren. Allerdings rief er sehr selten jemanden an, und niemals rief jemand ihn an. Wer auch? Da war niemand. Sicher, irgendwann war da mal jemand. Er wurde abrupt still, blieb stehen, versenkte sich in seinen Gedanken. Wo waren denn alle hingegangen? Er hatte doch mal Anrufe, rief selber an, sah auch mal jemanden.

Alle sind sie weg. Er sprach leise, langsam, zu sich selbst. Alle weg. Er strengte sich an, wollte sich erinnern. Wer war es? Er blickte nach oben, als stünde die Antwort in den Schimmelflecken zwischen Wand und Decke. Aber mehr als ein schwarzer Rinnsal trüben Drecks stund dort nicht. Sein blick hangelte sich an der rauhen Wand dem Schimmelstrom hinterher, abwärts über abgeplatzen Putz und gerissene Leitungen.

Heißen die Kabel immer noch Aufputzleitungen, wenn der Putz längst vom Schimmel verdaut und von der blanken Wand ausgeschieden wurde? Aufputz… dachte er.

Auf! Putz! Auf zu neuen Ufern! Erobern wir fremde Gestade! Auf Putz! Rief er laut aus. Hüpfte und sprang. Sein Gesicht leuchtend, seine Augen strahlend. Jugend, Frische und Leben legten sich in seine Züge. Attraktive Züge. Die genau richtige Mischung zwischen markanten, männlich harten Knochen und weichen, jugendlich femininen Übergängen. Er lächelte und feine Linien umspielten seine Augen. Er lachte oft und herzlich. Zeigte seine geraden Zähne. Strahlte förmlich.

Doch sein Gast wollte seinem Charme und Aussehen nicht bedenkenlos erliegen. Sie konnte sich einer gewissen Hingezogenheit nicht erwehren. Er war anziehend! Er war groß, gerade, schlank und fröhlich. Und sie war allein. Trotzdem wollte sie ihn weder schön noch anziehend noch angenehm finden!

Ihm wurde ein wenig warm von seiner eigenen Begeisterung und er zog sein Jeanshemd aus, das er aufgeknöpft mit hochgekrempelten Ärmeln trug. Er stand im engen schwarzen T-Shirt vor ihr und warf sein Hemd über den nahen Stuhl. Er lachte immer noch. Er freute sich. Freute sich immer über seine eigenen Ideen und Witze. Er fand sich komisch. Er war der Joker!

Genau! rief er sich selber zu. Ich bin der Joker. Aber nicht der kaputte Arkham Asylum Joker. Ich bin der souveräne und coole Dark Knight Joker!

Wieder beugte er sich zu ihr. Er lächelte sie an. Weißt Du, fing er an, früher habe ich viel the doors gehört. Und auch Pink Floyd. Obwohl ich Pink Floyd eher gesehen als gehört habe. The Wall nämlich, ich hatte den Film noch auf Video, auf VHS. Das kennst Du wahrscheinlich schon gar nicht mehr. Aber wir damals hatten Videokassetten, sperrige schwarze Dinger mit Magnetband. Und die Extras waren in ein Beilagenheft gedruckt, grinste er.

Das damals wollte nicht recht mit seinem fast schon kindlichen Auftreten zusammengehen. Aber das störte ihn nicht, unterbrach seinen Erzählfluss kaum. The Wall ist nicht so leicht zu kapieren. Aber tüchtig ein paar hinter die Binde kippen und den einen oder anderen rauchen hilft ungemein beim Verständnis. Die Rezeption wird dadurch durchaus gefördert! Er hängte den letzten Satz mit erhobenem Zeigefinger an seine Aussage.

Warum auch immer, blickte er seinem Finger hinterher an die Decke, als wolle er herausfinden, wo er denn hin zeige. Still, rief er!

Hast Du das gehört?

Er zog eine Augenbraue hoch. Legte den Kopf schräg. Sondierte mit einem Ohr seine Umgebung. DA! Da war es wieder. Ein Geräusch.

Jetzt hast Du es auch gehört! rief er in ihr Gesicht, dessen Augen sich geweitet hatten. Er trat auf sie zu. Sie drückte sich in die Wanzenhalde zwischen all dem zerbröckelten Putz in dem sogar eine tote Ratte lag.

Da ist doch jemand. Ich muss nachschauen! Ich bin sofort zurück, bleib Du ruhig hier… sagte er ihr und drehte sich zur Tür, schloss sie auf und schlüpfte behende durch.

Das schwere Klicken und Schaben von Metallriegeln verriet ihr, dass sie eingesperrt wurde. Aber das änderte nichts. Sie lag auf der Matratze. An Händen und Füßen mit chromblitzenden Handschellen gefesselt. Das einzig saubere in diesem Raum…